… das dachte ich mir irgendwann im Sommer 2006, nachdem ich mit meinem guten Freund Benjamin Wahlert von Universal Music zu Abend Essen war und er mir ausgiebig erzählte, dass es für nationale Künstler kaum noch Auftrittsplattformen gibt. Top of the Pops wurde bereits abgesetzt, The Dome Zuschauerzahlen sind scheiße und die ZDF-Hitparade gibt es schon seit 2000 nicht mehr. Also rennen heute alle Künstler zum ZDF-Fernsehgarten und hoffen, von der Truman-Show-artigen Zielgruppe vor Ort und vor den Fernsehbildschirmen verstanden zu werden. Nun ja…Besitzt man also noch nicht den Rang und Namen von großartigen Bands und Künstlern wie Rosenstolz, Xavier Naidoo, Farin Urlaub oder Andrea Berg, dann wird man es 2006 eher nicht schaffen, sein Album auf Platz1 der deutschen Media Control Charts zu wuppen.
Was passiert nun aber mit all den anderen wunderbaren Künstlern, welche es verdient haben hörbar und sichtbar gemacht zu werden????
Parallel zum Goldverlust des Musikfernsehens knackte Myspace gerade die 100-Millionen-User Grenze und Youtube wurde von Google für 1,31 Millarden gekauft. Das Internet ist in Hochform. Der Konsument kann ab sofort selbst entscheiden, wann er sich wo was anguckt und wie oft. Zielgruppen können ab sofort viel genauer bestimmt werden. Ich dachte mir, wenn also jetzt alle vor dem Computer sitzen, dann muss man eine coole Sendung für die Generation Internet machen.
Als ich dann nachts mit meinem damaligen Geschäftspartner auf meiner Terrasse stand, keine sonderliche Ahnung von Sternbildern hatte und in den Himmel schaute hatte ich auf einmal eine Idee: “GROSSE FISCHE, kleine fische” sollte die Sendung heißen. Ich wollte bekannte und unbekannte Gäste zusammen in eine Sendung einladen. Den möglicherweise daraus entstehenden Synergieeffekt fand ich spannend.
Also ging es los. Wir waren Cowboys, welche in ihrem Ruderboot los ruderten und schauten wie weit sie kamen… Leider kamen wir nicht so weit. Wir fanden nach 4 erfolgreichen Sendungen mit über 80.000 Zuschauern pro Sendung auf unser eigenen Seite und millionenfach geklickten Interview Teilen auf Youtube weder einen Werbepartner noch einen Sponsor. Oft hörte ich “Internet habe keine Relevanz”. Das habe ich jedoch nie verstanden. Ich finde, dass es demjenigen der Werbung sieht doch völlig egal ist, wo er diese sieht. Ob an der Bushaltestelle, in einer Zeitung, im Fernsehen oder im Internet (da wo man ziemlich genau die Zielgruppe bestimmen kann). Ich habe mal gehört, dass wir das doppelte der MTV TRL Einschaltquote zu diesem Zeitpunkt gehabt haben sollen. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Aber zeitgleich habe ich von den Printmedien gehört “ihr müsstet mal einen bekannten Gast haben oder so”. Das Argument das Jan Delay mit seinem aktuellen Nummer1 Album bei uns ist, war dann aber irgendwie auch nicht das richtige. Oft kamen wir uns vor wie Don Quijote der gegen Windmühlen läuft.
Vielleicht war 2006 nicht der optimale Zeitpunkt mit so einer Sendung an den Start zu gehen, aber es war trotz der Schwierigkeiten und teilweisen Ignoranz eine unfassbar geile Zeit, wir hatten Spaß und sind ohne Marketing echt weit gekommen.
Und heute ist endlich aus der Notwendigkeit ein gutes Musikinternet gewachsen. Plattformen wie beispielsweise TV Noir oder BalconyTV ermöglichen es Künstlern gehört und gesehen zu werden. Das finde ich super und ich bin neugierig, welche originellen und gut gemachten Sendungen es 2013 geben wird.
Homieei's Blog 